Ein Businessplan beschreibt die finanzielle Entwicklung deines Business während der nächsten drei Jahre.

Er erzählt welche Ausgaben und Einnahmen du haben wirst und was für dich unterm Strich übrigbleibt.

Alles gut und schön wenn da nicht die Realität wäre.

Du kannst noch so tolle Businesspläne ausarbeiten, was die Zukunft bringt weiß kein Mensch.

Heute muss ich schmunzeln wenn ich an den ersten komplett ausgearbeiteten Businessplan denke den Freundin Christine und ich im Jahre 2000 für unser Internet-Café zusammengeschustert haben. Wir wollten ein Förderprogramm in Anspruch nehmen, also uns Geld für die Gründung leihen. Deshalb haben wir die halbe Nacht gerechnet und Zahlen verschoben bis endlich eine akzeptable Rentabilität herauskam.

Denn das ist das Ziel eines Businessplans

Er soll die interessierten Leser (i.d.R. Banker, Berater) davon überzeugen dass dein Business rentabel sein wird. Dass es sich lohnt darin zu investieren oder es abzunicken weil die Zahlen stimmen.

Denn nach drei Jahren MÜSSEN die Zahlen stimmen! Es muss so viel Gewinn erwirtschaftet worden sein dass wenigstens DU davon leben kannst.

Wenn das nicht dabei rauskommt, kannst du ihn gleich in die Tonne hauen.

Und wie schafft man das?

Indem man die Zahlen und Posten so lange hin und her schiebt und hochschraubt bis das gewünschte Ergebnis herauskommt.

Das einzig Sinnvolle am Businessplan

  • Durch das Spielen mit den Zahlen wird dir klar ob du das Ziel überhaupt erreichen KANNST.
  • Du siehst welche fixen und variablen Kosten du zu decken hast und ob das machbar ist.
  • Du bekommst einen realistischen Blick auf deinen Business-Traum.
  • Plötzlich tauchen Kosten auf an die du nicht im Traum gedacht hast.
  • Ein Businessplan holt dich zurück auf den Teppich wenn du im kreativen Ideenflow schwelgst.
  • Er zeigt dir ob deine Kapazitäten den gewünschten Ertrag hergeben werden.

Beispiele aus meinem Unternehmerinnentun und was aus den Businessplänen wurde

Am Beispiel „Internet-Café“ wurde uns klar dass wir mittelfristig mit sechs Plätzen nicht hinkommen, sondern auf 10 erweitern müssen und wir erkannten dass der Umsatz allein aus dem Surfen nicht reichen würde um Gewinn zu machen. Wir brauchten weitere Dienstleistungen und Verkäufe. Dies hat zu neuen Ideen angeregt.

Wir bestimmten die Preise nicht allein aus dem Bauch raus sondern sahen ein welche Gebühr erhoben werden musste um die Kosten zu decken.

Übrigens: Für diese Geschäftsidee bekamen wir damals keine Förderung. Nach all der Arbeit sagte man uns: „Gastronomie-Gründungen werden i.d.R. sowieso nie unterstützt (Thema Schwarzgeld…).“ Na das hätte man uns auch gleich sagen können…

Auch am Beispiel „Boutique“ ist ein fein ausgearbeiteter Businessplan ein Blick in die Glaskugel.

Werde ich im ersten Jahr täglich fünf Kleidungsstücke á 69,- Euro verkaufen? Oder nur 3? Oder sogar 10? Who knows?

Vielleicht kommen anfangs nur zwei Kunden pro Tag in den Laden. Vielleicht kommen auch 20 pro Tag? Alles ist denkbar. (und natürlich abhängig von Lage, Attraktivität, Außenauftritt, Öffnungszeiten, Angebot etc.).

Natürlich habe ich vorher gerechnet und wusste ich welchen Umsatz ich pro Tag anstreben musste um gut vom Laden leben zu können.

Da dieser Wert aufgrund von schmaler Miete erreichbar erschien, hab ich losgelegt.

Ein Blick auf den Businessplan nach 1-2 Jahren kann helfen zu überprüfen ob die Zahlen realistisch waren, wo noch Kapazitäten frei sind und ob manche Punkte noch ausgebaut werden können, die ins Hinterstübchen geraten sind.

Du siehst ob die Preise stimmen oder ob du die Preisschraube noch etwas höher drehen musst um tatsächlich von deinem Business leben zu können.

Dafür reicht allerdings auch eine vernünftige Rechnung für die nächsten drei Jahre mit den anfallenden Kosten und den daraus resultierenden zu erwirtschafteten Umsätzen.

Wie erstellt du am besten einen Businessplan?

Businessplan erstellen Tipps

Businessplan erstellen Tipps

Solltest du gezwungen sein einen Businessplan zu erstellen, dann hab ich diese Tipps für dich (ausschließlich basierend auf meinen Erfahrungen nach 3 ernsthaft ausgearbeiteten Businessplänen):

1. Zäum das Pferd von hinten auf!

Heißt fang im dritten Jahr an und guck welche Gewinne vorliegen müssen. I.d.R. bedeutet dies dass die Zahlen ein Einkommen vorweisen müssen mit dem du leben kannst. Deutlich über dem Hartz-IV-Satz also. Abzüglich aller Kosten wie Ladenmiete, Versicherungen, Werbung, Telefon, Auto, Einkauf etc. muss eine Zahl von wenigstens so um die 1500,- Euro da stehen (natürlich abhängig von deinem Lebensstandard und Lebensstand. Hast du fünf hungrige Mäuler zu stopfen und ein Haus abzuzahlen oder lebst du als Single in einer günstigen Mietwohnung?).

Setz diese Zahl nicht zu hoch und nicht zu niedrig an.

Zu hoch klingt etwas zu selbstbewusst und zu niedrig nicht förderungswürdig.

2. Brich dann die Zahlen für die vorherigen Jahre darauf hinunter und lass vom 1. bis zum 3. Jahr eine deutliche Steigerung erkennen.

Achte darauf dass die Zahlen nicht kontinuierlich Monat für Monat steigen sondern dass sie Schwankungen (Sommerloch, Hochphasen, Feiertage, Weihnachtszeit etc.) unterliegen. Überlege wie die Realität bei dir aussehen könnte.

Hast du eine Eisdiele dann wirst du wahrscheinlich im Juni, Juli und August starke Umsätze fahren können, im Winter hast du vielleicht sogar geschlossen oder du findest attraktive Angebote die auch in kalter Jahreszeit gute Umsätze bringen können.

3. Beachte dass bei Steigerung der Einnahmen oft auch die Ausgaben steigen.

Bleiben wir beim Beispiel Eisdiele: Im Sommer explodieren die Umsätze aber du hast auch mehr Wareneinsatz, wahrscheinlich brauchst du Personal etc..

Schlussendlich sollten deine Berechnungen eine schöne aufwärts strebende Kurve erkennen lassen. Dann bist du auf dem richtigen Weg.

Und am Ende muss eine hübsche Summe als Gewinn stehen bleiben!

4. Benutze nur realistische Zahlen. Dein Berater wird dir auf den Zahn fühlen. Du solltest die einzelnen Positionen durchgespielt haben. (100 Gäste pro Tag die pro Nase 10,- Euro in einer Eisdiele lassen ist unrealistisch für den Anfang. Aber im Sommer sind 50 Gäste á 3,- Euro bestimmt machbar.) Reichen diese Umsätze nicht aus um den erstrebten Gewinn zu erreichen dann überlege dir Zusatzangebote: Café-Spezialitäten, Kuchen, Lieferservice, Catering für Feiern, Firmen etc..

Bei unserem Internet-Café kamen zum Hauptangebot „Surfen“ noch „Druckerpatronen auffüllen“ und „Zocker-Abende“ hinzu. Schließlich passten die Zahlen.

Bzw. drehten wir so lange an den Zahlen bis sie stimmten. Erst rechneten wir am Tag mit 2 x Druckerpatronen auffüllen, da fehlte noch Umsatz. Also erhöhten wir auf 4.

Wer wollte uns nachweisen dass dies unrealistisch oder unmöglich war?

Kann keiner.

Weshalb ich mit Businessplänen durch bin

Nicht einen meiner Businesspläne hab ich je wieder zur Hand genommen. Wenn er mir zufällig in die Hände fiel, dann hab ich nen kurzen Blick drauf geworfen und musste belustigt feststellen dass fast nix dieser Pläne eingetroffen ist.

Alles hatte sich ganz anders entwickelt.

Und das muss es auch.

Es müssen dir im Laufe der Jahre Ideen und Erkenntnisse kommen die das Verfolgen von 3-Jahres-Plänen unmöglich machen. Denn du musst flexibel bleiben als Business-Owner. Du musst dich den Gegebenheiten und dem Markt anpassen. Du erfährst erst beim Ausprobieren und Tun ob dein Angebot bei deinen Kunden ankommt. Ggf. musst du dein Angebot und deine Preise ändern.

Diese Veränderungen die du ständig an deinem Business vornimmst sind lebensnotwendig.

Wenn du stur an deinem Businessplan festhältst kann das deinen Untergang bedeuten.

Oder du musst neue Angebote entwickeln weil deine Idee sich nicht durchsetzt.

Insofern halte ich ausgefeilte Businesspläne für eine verzichtbare Pflichtübung.

Realitätsfern, zu schön gedacht.

Sie können dir lediglich eine grobe Richtung vorgeben und dich zwingen mit dem vielleicht ungeliebten Thema Zahlen, Geld und Finanzen auseinander zu setzen.

Wenn ich heute über den Start eines neuen Business nachdenke, dann nehme ich möglichst frühzeitig einen Taschenrechner zur Hand, zück den spitzen Bleistift und werfe einen nüchternen Blick auf die Zahlen.

Dabei ist es gut, den denkbar schlechtesten Wert und den denkbar besten Wert zu kennen. Beispiel Café mit 10 Sitzplätzen. Wieviele Plätze werden wohl die meiste Zeit besetzt sein?

Wohl kaum 10 in jeder Stunde. Hoffentlich mehr als je einer in acht Stunden. (= denkbar bester und denkbar schlechtester Wert). Bilde daraus einen ungefähren Mittelwert. Z.B. am Anfang 10 Gäste pro Tag. Für diesen Wert lege eine durchschnittlichen Umsatz pro Kunde fest. Sagen wir mal 5,- Euro pro Nase. Das ist natürlich auf Dauer zu wenig. Aber damit kannst zu beginnen. Dann schraub das Woche für Woche, Monat für Monat langsam hoch.

Nur wenn diese Zahlen einigermaßen erfolgsversprechend sind, kann dein Business es auch sein.

Wenn zu wenig dabei rumkommt, lass es!

Sicherlich kannst du jede Zahl noch schön reden und hochschrauben, aber zu optimistisch darfst du anfangs hier nicht sein.

Die Idee noch hausgebackenen Kuchen mit anzubieten und dadurch den pro-Kopf-Umsatz zu erhöhen ist nicht übel aber nicht jeder Gast wird automatisch Kuchen bei dir essen.

Pläne sind Vermutungen!

Niemand kann genau voraussehen wohin sich der Markt, die Kunden, die Wirtschaft und Mitbewerber entwickeln.

Du musst flexibel bleiben und auf neue interessante Angebote reagieren. Wenn du streng nach Plan arbeitest können dir gute Chancen entgehen.

Ein seitenlanger Plan wird nie wieder deine Beachtung finden.

Notiere dir eine Kurzfassung der Zahlen und wirf darauf gelegentlich einen Blick. Rechne dir aus wieviel Umsatz du täglich, wöchentlich und monatlich erreichen musst um am Leben zu bleiben.

In der Regel schreibst du deinen Businessplan bevor du startest.

Du hast also noch wenig Ahnung wie dein Business laufen wird. Du weißt noch nichts über die Wünsche deiner Kunden, du vermutest sie nur. Du erwartest einen bestimmten Umsatz aber ob du ihn auch erreichst steht in den Sternen.

Sicherlich braucht ein solides Business eine gute Planung und auch eine Strategie, aber es braucht keine 20-seitige Excel-Tabelle um zu überprüfen ob es Sinn macht.

Wie sieht´s bei dir aus? Hast du vor dem Start einen Businessplan entworfen? Und? Stimmten die Zahlen? Sind dein Pläne wahr geworden?

Ich freu mich über deine Erfahrung gleich hier in den Kommentaren.

Herzlichen Dank, Ines