Ob du für die Wunder und Strapazen einer Selbstständigkeit geeignet bist und auf was du achten solltest erfährst du hier.
Viele Frauen würden sich gerne selbständig machen und träumen von einem eigenen Laden oder einer Praxis, einem florierenden Online-Business oder einem gut besuchten Blog. In erster Linie steht hier der Wunsch nach Freiheit, Unabhängigkeit, sein eigener „Herr“ sein, sich selbst zu verwirklichen und natürlich dem eigenen verdienten Geld.
Am meisten höre ich die Idee von einem kleinen feinen Café mit selbstgebackenen Kuchen, einer kleinen Boutique oder einer kuscheligen Massagepraxis.
Frauen machen sich anders selbstständig als Männer
Frauen gründen gerne klein. Mit einem eher kleinen Raum, vorerst ohne Personal und mit geringen finanziellen Mitteln. Was an sich keine grundweg falsche Strategie ist.
Und mit starker Identifikation für ihr Business-Baby. Da fließen ganz viel Herzblut und persönliche Vorlieben mit ein. Was auch kein Fehler ist, im Gegenteil, der Trend geht genau dorhin.
Frauen rechnen und reden sich ihr Business gerne schön
Da die finanziellen Möglichkeiten meist begrenzt sind, werden die Kalkulationen für mögliche Umsätze, Gewinne und Ausgaben gerne schön gerechnet. Was schon nicht mehr so gut ist und fatale Folgen haben kann. „Wenn ich am Tag nur drei Oberteile á 69,- Euro verkaufe, komme ich locker auf meine Kosten. Das macht 207,- Euro, die Hälfte ist vielleicht für mich, macht an 20 Tagen Arbeit eine Summe von stolzen 4140,- Euro, da kann ich locker die Krankenkasse und die Miete bezahlen und hab noch gut was für mich über.“
Die Arbeitszeiten werden ebenfalls auf das Nötigste reduziert und passen sich den Gegebenheiten im Vorfeld an. „Wenn mein Café von 14-18 Uhr geöffnet hat reicht das. In der Zeit wollen alle kaffeesieren gehen. Die vier Stunden am Tag schaffe ich locker.“
Aus eigener Erfahrung weiß ich dass frau sich die bevorstehende Selbstständigkeit in den schillerndsten Farben ausmalt und nur den Teil der Zukunft vor Augen hat in dem sie kreativ und mit vollem Herzen ihre Kunden begeistern und verwöhnen kann. Dass der Laden automatisch gut besucht ist, sie ihre Wertschätzung und Anerkennung bekommt versteht sich von selbst.
Den unangenehmen Teil, nämlich den mit der Buchführung, Regeln der Finanzen, Behandlung von Reklamationen, Bestellungen, Marketing, Putzen, Inventur usw. lässt sie gerne außen vor. Das es nicht reicht den Laden aufzumachen und dass drumherum noch 1000 andere Aufgaben warten will sie nicht so gerne sehen.
Wenn du auch eine von denen bist die erstmal nur das Positive einer Selbstständigkeit sehen dann lies weiter.
Natürlich muss frau sich motivierten und begeistern für ihr neues Projekt. Natürlich muss sie viel Positives darin sehen und den bevorstehenden Erfolg schon spüren, sonst braucht sie gar nicht erst anzufangen. Wer halbherzig in ein eigenes Business startet hat schon gleich verloren bzw. kommt gar nicht erst in Gang.
Du musst schon getrieben und voller Leidenschaft sein, sonst wird das nix. Du brauchst Ziele und Visionen, immer wieder auf´s Neue. Du musst dich für dein Business begeistern.
Mit der Zeit wird dies nämlich weniger. Dann nämlich wenn du erkennst wieviel Dinge du tun musst und was du alles bedenken und entscheiden musst. Da kommen Dinge die wolltest du nie so genau wissen oder du hasst sie zu tun. Du hast den Kopf so voll, dein Privatleben geht den Bach runter, um dich selbst kümmerst du dich gar nicht mehr. Du arbeitest doppelt bis dreimal soviel wie gedacht und hast viel mehr Kosten als erwartet.
Diese 10 Punkte sind wichtig für deine Selbstständigkeit
1. Du bist hoch motiviert und brennst darauf deine Träume und Visionen umzusetzen.
2. Dein Finanz- und Arbeitsplan stimmt. Du hast dir die Kosten und anfallenden Arbeitszeiten realistisch und schonungslos ausgerechnet.
3. Du bist eine aktive und engagierte Persönlichkeit die gut auf Menschen zugehen kann. Die Probleme anpackt und nicht aussitzt. Die die Dinge in die Hand nimmt und nicht viel drumrumredet sondern macht. Du kannst Stress gut bewältigen und rastet nicht bei jeder Kleinigkeit gleich aus, bist nicht superschnell überfordert. Du willst dich weiter entwickeln und dazulernen. Du bist flexibel dich an neue Gegebenheiten anzupassen und bestehendes über Bord zu schmeißen. Du kannst dich selbst motivieren und lebst nicht nur von der Anerkennung anderer. Du kannst dich und alles gut organisieren, dich strukturieren und bist diszipliniert wenns drauf ankommt. Du kannst mit Kritik umgehen und nimmst nicht alles persönlich. Du willst es nicht jedem recht machen, bleibst bei deiner Sache und kämpfst dafür.
4. Du hast genügend fachliches Knowhow. Du musst nicht alles wissen und können. Das geht gar nicht. Selbst ein abgeschlossenen BWL-Studium ist überhaupt kein Garant für Erfolg. Ich habe viel über die Selbständigkeit gelesen und mir vieles angeeignet was ich dafür brauche (Buchführung, Arbeiten mit einem Grafik-Programm, Verkaufstaktiken usw.), am besten geht dies jedoch beim Tun, nicht im Vorfeld in der blanken Theorie.
Aber auf deinem Fachgebiet und in deinem Angebot weißt du Bescheid und hast schon einige Erfahrung sammeln können. Und du bist gut darin.
Natürlich machst du dich nur mit einer eigenen Massagepraxis selbständig wenn du schon viele Komplimente für deine Massagen bekommen hast. Du wirst nur IT-Beraterin wenn du mit Computern per du bist. Du machst nur eine Boutique auf wenn du dich schon lange für Mode begeisterst und dich damit auskennst.
Das Thema für deine Selbständigkeit soll dich schon lange begleiten und interessieren.
Du weißt was du kannst und das bietest du auch an.
5. Kaufmännische Aspekte sind für dich zumindest in den Grundzügen nachvollziehbar und verständlich. Wer null Ahnung und Interesse an Zahlen und Kalkulationen hat braucht von Anfang an einen Steuerberater und finanziellen Berater in der Bekanntschaft sonst stimmen nachher die Zahlen nicht.
Wenn du zu Beginn deine Preise und deinen Stundensatz falsch kalkulierst, dann ist dein Untergang vorprogrammiert.
6. Dir ist klar dass du für dich und deinBusiness werben musst. Für viele Frauen ist Marketing ein Greuel. Sich selbst anzupreisen, rauszugehen und sich zu zeigen, sich nach außen der ganzen Welt zu präsentieren ist für viele nicht leicht.
Wir sind nicht alle wie Madonna oder Lady Gaga.
Sei dir darüber im Klaren dass du dir von denen einige Scheiben abschneiden musst, denn still in deinem Kämmerlein sitzen und auf Kunden warten, das läuft nicht.
7. Der Begriff „Servicewüste Deutschland“ macht dich wütend und du kannst das besser. Kundenservice ist kein Fremdwort und dein oberstes Ziel ist es deine Kunden glücklich zu machen.
8. Du hast schon ein paar Kontakte zu Menschen die dir helfen können und dich unterstützen. Die du fragen kannst und die dir Rat geben. Im Idealfall aus deiner geplanten Branche oder verwandten Berufen. Das ist ein Goldnugget. Kein Mensch kann dir so viele Fragen beantworten wie jemand der die Erfahrungen schon mal gemacht hat.
Wenn dir noch Kontakte fehlen, dann knüpfe neue. Dies passt zu Punkt 6. Du darfst nicht schüchtern sein und musst auf neue Menschen zugehen. Je mehr du das übst, desto besser klappt das.
9. Deine Familie und dein Partner stehen hinter dir. Sie müssen nicht so begeistert und euphorisch sein wie du, das darfst du bitte auch auf keinen Fall erwarten. Schließlich ist es dein Ding.
Aber sie sollten deinen Entschluss zumindest respektieren, noch besser dich dabei unterstützen. Das kann finanzieller oder emotionaler Art sein.
Im Idealfall beides.
Wer einen Partner hat, der gerne viel Zeit mit einem verbringt und die beleidigte Leberwurst spielt wenn du doch länger als gedacht arbeiten musst, der wird nicht glücklich.
Ein finanzieller Rückhalt durch Partner oder Familie kann Wunder wirken. So musst du nicht bei jedem kleinen Umsatzseinbruch in Panik ausbrechen und kannst dich weiter auf deinen Erfolg statt auf dein Scheitern konzentrieren.
10. Im Großen und Ganzen bist du gesund und einigermaßen krankheitsunanfällig. Nicht jede kleine Grippevire lässt dich gleich lang hinschlagen. Du hast keine chronischen Krankheiten, selten Rückenschmerzen oder fiese Allergien die dich zeitweise außer Gefecht setzen.
Krankheit kannst du dir nämlich so gut wie nie leisten.
Ist nicht mit eingeplant. Kann wohl mal vorkommen, ist aber total unerwünscht. Wenn du die ersten Aushilfen beschäftigst mag es gehen, ansonsten ist das ein sehr sehr kritischer Punkt, der meines Erachtens noch vor den Finanzen kommt.
Natürlich kannst du dich gegen Krankheitsfälle in deiner Selbständigkeit versichern, aber die Raten sind so teuer, dass dies im Normalfall erstmal wegfällt.
Sei also am besten kerngesund und sorge in Zukunft dafür dass es so bleibt. Achte auf deine Gesundheit, auf stressfreie Zeiten, Auszeiten, kleine Dinge die dir guttun, bei denen du auftanken kannst, auf eine halbwegs gesunde Ernährung, etwas Bewegung und Ruhephasen.
Deine Gesundheit ist gerade als Selbstständige dein höchstes Gut.
Geld kann man noch besorgen, sich leihen oder das Konto überziehen. Gesundheit schenkt und verkauft dir keiner.Bedenke auch dass deine Selbständigkeit an deinen Kräften zehren wird. Oft arbeitest du mehr als gewohnt und hast mehr Stress und Anspannung. Dagegen solltest du gewappnet sein.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich (toi, toi, toi) in den letzten fünf Jahren meiner Selbständigkeit selten krank war (einmal in einem Urlaub…). Ich glaube das ist das gleiche Phänomen wie bei einer Mutter, die sich eine längere Krankheit auch nicht leisten kann sondern immer am Ball zu sein hat. Nur zu sehr dürfen wir das Gummi nicht überdehnen, irgendwann rächt sich das in einer übleren Sache als einer Erkältung. Also immer schön auf dich achten!
Falls du noch nicht bei allen Punkten einen Haken machen kannst, heißt das nicht dass du niemals selbständig werden kannst. Einige dieser Dinge entwickeln sich mit der Zeit und du wächst mit deinen Aufgaben oder bekommst Unterstützung während du schon dabei bist.
Trotzdem finde ich es wichtig dass du über diese Punkte nachdenkst und ruhig mal den spitzen Bleistift zückst.
Vielen Dank für den interessanten Artikel. Selbstständigkeit kann in vielen Fällen eine richtige Erleichterung sein. Sie bringt aber auch enorme Verantwortung mit sich. Dem sollte man sich immer bewusst sein.
Beste Grüße,
Manuel