Gestern Abend war es mal wieder so weit. „Jetzt! – Die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle musste her. Dieses Buch ist einer der wenigen „spirituellen Ratgeber“ in die ich gerne mal reinlese, wenn ich ziemlich aus der Spur bin und dringendst ein paar klare und tröstende Worte brauche.
Einige Stunden zuvor hatte ich im Drama-Land vorbeigeschaut (da wo die Selbstzweifel, fehlende Selbstliebe, alte Verletzungen, mangelnde Wertschätzung & Co. zu Hause sind).
Ich hatte mich über jemanden geärgert,
es lief nicht wie gewünscht,
ich wurde unzufrieden,
fand den immer blöder.
Steigerte mich immer mehr rein.
Schließlich stellte ich dann alles infrage usw..
Du kennst das!?
Kein guter „place to be“.
Wenn du ins Drama-Land abtauchst, versinkst du in einem Strudel von Selbstmitleid, Schuldzuweisungen und sogar Existenzängsten.
Du wirst motzig und trotzig, maulig und traurig. Verlierst den Boden unter den Füßen. Deine Gedanken rasen, prasseln auf dich ein. Tausende Stimmen plappern dich voll und machen so richtig Dampf.
Schließlich bist du völlig kirre. Unsicher. Total konfus.
Jetzt kommt: Reinsteigern. Streit anfangen. Alles auf den Tisch bringen. Nicht locker lassen. Festbeißen.
Hab ich früher nur zu gern gemacht, aber aus der Erfahrung gelernt, dass das nix bringt. Gor nix. Du machst alles nur noch schlimmer, es fallen Worte, die nicht hätten fallen dürfen. Das Ganze schaukelt sich hoch. Eskaliert. Die Bombe platzt und hinterlässt einen Scherbenhaufen.
Davon hatte ich genug. Mittlerweile möchte ich das nicht mehr. Ich schau kurz mal ins Drama-Land rein, aber irgendwie schaffe ich es dann wieder auszusteigen und mich runterzubringen.
Wie schaffst du es aus dem Drama von Denken, Sorgen und Ängsten auszusteigen?
Der 1. Weg ist: meine Gefühle erkennen und annehmen. Bin ich traurig? Okay, dann wein ich ein bisschen. Bin ich wütend? Dann lass ich die Wut kurz raus. Aber allein. Für mich.
Ein bisschen Dampf ablassen tut gut. Die angestauten Gefühle zuzulassen entspannt dich und lässt dich ruhiger werden.
Der 2. Schritt: mir ein paar weise Worte zu Gemüte führen. Dazu schlag’ ich ein „zufällig“ gewähltes Buch was mich grad anspricht an einer „zufällig“ gewählten Stelle auf und lese ein paar Seiten.
Meist steht dort genau das, was ich grad brauche: Trost, Erklärung, Zuspruch.
So sprach gestern Abend Herr Tolle zu mir. Danke schön!
Im ersten Kapitel (und auch im weiteren Buch) geht es darum, dass du als Erstes mal deinen Verstand abstellst. STOP! sagst. Deine Gedanken nicht ständig denkst, sondern aus diesem ewig plappernden Karussell aussteigst.
Um Frieden und Klarheit zu finden, bist du dort nämlich falsch. Denn in deinem Verstand wohnen auch die Sorgen, Zweifel und Ängste. Er hat 1001 Sprüche parat, die dich wahnsinnig machen können.
Der Grund?
Dein Verstand bewegt sich fast immer in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Was war? Was wird sein? Was macht die Rente? Warum war dies und warum das?
Er zwingt dich in Erinnerung und Erwartung zu leben, nicht im JETZT.
Wenn du dich aber nach Frieden und Freude sehnst, musst du ins JETZT, in dein Sein gehen, nicht in deinen Verstand. In deinem Sein findest du alles, was du brauchst.
Der Schlüssel zum Glück: Bewusst machen.
Dies ist der 1. Schritt zur Glückseligkeit. Sagt Herr Tolle. Und nicht nur er.
Also: Geh raus aus deinem Verstand. Identifiziere dich nicht mit ihm.
Erkenne an, dass er was brabbelt, aber schenke keine Bedeutung. Stell auf Durchzug. Schenke den einströmenden Gedanken keine Aufmerksamkeit. Lass sie vorbeiziehen.
Mach dir bewusst, dass dein Verstand dich voll textet und erkenne das an. Verteufel das nicht. Schließlich brauchst du deinen Verstand zukünftig noch ab und an. Aber schenk ihm keine weitere Beachtung. („Schau nur, interpretiere nicht“). Er will dich nur verunsichern.
Er erzählt dir von alten Ängsten. Lässt alte Wunden wieder aufleben. Wiederholt ganz ganz alte Kamellen.
Die wahren Werte wie Schönheit, Kreativität, Freude, Fülle findest du dort aber nicht.
Die sind in einer anderen Quelle verborgen. Du findest sie in deinem Sein. In deinem Gefühl. In deinem Herzen.
Du findest sie nur, wenn dein Verstand still ist. Wenn du still bist.
- In dem Moment, wo ich mir wieder klarmache, dass mein Verstand da auf mich einprasselt und ich aufhöre diese Gedanken mehr und mehr zu denken, kehrt Ruhe ein.
- Nachdem ich meinen Ärger und meine Traurigkeit kurz gefühlt hatte, konnte ich den Dampf rausnehmen.
- Nachdem der raus war, konnte ich von oben auf das Ganze blicken und erkennen, was mir dieses alles sagen will:
Es ist ein Spiegel, der mir vorhält, wie ich selbst über mich denke, wie gut ich für mich sorge, wie sehr ich mich selbst wertschätze.
Puh! Das schon wieder….
Mal wieder eine unerfreuliche Erkenntnis. Da dachte man, man wär gut dabei und dann kommt wieder so´n Seitenschläger.
Aber wenn du dies erstmal erkannt hast, dann geht der Druck weg.
Du wirst weniger jammern, leiden und lamentieren.
Du hast die Möglichkeit, zu gucken, wie du etwas an dir verändern kannst. Erkennen wie du über dich selbst denkst und ob da noch Verbesserungsbedarf ist.
Meist schon….
Diese Erkenntnisse sind nicht immer angenehm. Aber sie helfen dir zu wachsen und immer mehr zu dir selbst zu finden. Zu deinem wahren Sein. Sie helfen dir, an deiner Selbstliebe zu feilen und gut für dich zu sorgen. Sie helfen dir, dich immer unabhängiger und freier zu machen.
Du musst weniger leiden, sondern kannst dich an dem was ist erfreuen und deinen Nutzen daraus ziehen. Du kannst dein Leben mehr genießen. Du siehst den Weg klarer vor dir.
Insofern: wir kommen einfach nicht drumherum, uns immer bewusster zu machen was ist und was grad abgeht. Nur mit Wachheit und klarem Bewusstsein ist dies möglich.